Kirche-St. Lambertus Birgelen Turmansicht

Die Pfarrkirche St. Lambertus Birgelen

 
In den Jahren1825-1827 wurde die Pfarrkirche St. Lambertus Birgelen im klassizistischen Stil nach einem Entwurf des Architekten Johann Baptist Cremer erbaut. Wie schon die alte Bergkirche, wurde auch das neue Gotteshaus dem heiligen Lambertus geweiht. 1935-1937 erlangte die Kirche durch den Bau des neuen Hauptschiffes ihre heutige Gestalt. Mit dieser Erweiterung wurde die ursprünglich bunte und reich verzierte Ausmalung der Kirche durch einen schlichten, hellen Anstrich ersetzt. Nach schweren Beschädigungen im Januar 1945 wurde die Kirche in den folgenden Jahren wiederhergestellt und modernisiert.

Besonders eindrucksvoll ist die bronzene Lambertus-Statue im Innern der Kirche: Sie erinnert an den Märtyrer, Bischof und Pfarrpatron, der den christlichen Glauben in unsere Heimat brachte und der Überlieferung nach am Birgelener Pützchen getauft haben soll. Die kleine Kirche in der linken Hand ist Sinnbild seines missionarischen Wirkens; die große Lanze in der rechten Hand weist auf sein Martyrium im Jahr 706 hin. Im Sockel der Figur befindet sich eine kleine Monstranz mit Reliquien des heiligen Lambertus.

Das Hängekreuz vor dem Altar stammt aus dem Jahr 1965. Auf der Priesterseite ist es mit fünf Turmalinen und einem Ziosit besetzt, auf der Vorderseite trägt es einen Bronzekorpus und vier Bergkristalle.

In der Mitte des Querschiffes steht der Taufstein aus dem Jahr 1889.

Von der alten Bergkirche ist das neben dem Westeingang der Kirche angebrachte Turmkreuz aus dem Jahr 1630 erhalten. Die neben dem Tabernakel aufgestellte Bronzeglocke wurde 1753 gegossen und kam 1802 nach der Auflösung des Dalheimer Klosters nach Birgelen.

 

bergkirche-um-1820

Die Birgelener Bergkirche

Die Entstehung der Bergkirche und der Birgelener Urpfarre wird auf die Zeit um das Jahr 750 datiert. Die alte Bergkirche stand auf dem „Friedhofsberg“ an einem Platz, der zuvor als heidnische Kultstätte gedient hatte. Aus der weiteren Umgebung (Erkelenz, Leuth, Herongen, Dülken, Venlo) führten zahlreiche Kirchpfade nach Birgelen. Die ursprüngliche Taufkirche - wahrscheinlich ein kleines Holzhaus – soll der heilige Willibrord gegründet haben. Sie war dem heiligen Lambertus geweiht.

Die auf alten Zeichnungen abgebildete Bergkirche wurde Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet. Sie war als flachgedeckte Pfeilerbasilika mit rechtwinkligem Chor erbaut worden und erhielt später einen Westturm mit kleinen, durch je eine Mittelsäule geteilten Doppelfenstern.

In alten Zeiten wurde neugierigen Fremden in Birgelen gerne erzählt, daß man oben am Turm der Bergkirche noch die Stelle erkennen könne, bis zu der die Wogen der Sündflut gereicht hätten.

Wegen ihres hohen Alters und ihrer besonderen Bedeutung wurden in der Bergkirche über viele Jahrhunderte bis zur Französischen Besatzung des Rheinlandes 1794 die Wassenberger Dechanten gewählt und in ihr Amt eingeführt.

Von Wassenberg kommend führte der Weg der sieben Fußfälle, von denen noch zwei erhalten sind, zur Birgelener Bergkirche.

Nach dem Bau der heutigen Birgelener Kirche im Jahr 1827 gelang es trotz zahlreicher Bemühungen nicht, die alte Bergkirche zu erhalten. Sie wurde aufgrund fehlender Mittel abgetragen und war 1867 gänzlich verschwunden. Das 1630 geschmiedete Turmkreuz der Bergkirche befindet sich rechterhand am Westeingang der Birgelener Lambertuskirche.

Auf den Fundamenten der Bergkirche steht heute die 1872 im neugotischen Stil als Grabstätte der Freiherren von Leykam errichtete Friedhofskapelle.

birgelener-puetzchen-2012

Das Birgelener Pützchen 

 

Der Ursprung der weit bekannten Wallfahrtskapelle „Birgelener Pützchen“ geht auf die Anfänge des Christentums in unserer Heimat zurück. Der Überlieferung nach wurden hier  um das Jahr 700 durch den hl. Lambertus die ersten Christen am südlichen Niederrhein getauft und wenige Jahre später auf einer nahe gelegenen Anhöhe, auf der heute die Friedhofskapelle steht, eine kleine Holzkirche erbaut. Das Wasser des Pützchens (Pütz = Brunnen)  gilt als heilbringend und soll insbesondere Augenleiden lindern.

Wie es zur Errichtung eines ersten Bildstocks mit einem Bildnis der Gottesmutter Maria an dieser Taufstätte kam, berichtet eine alte Legende:

Ein Herr von Schlickum war bei der Jagd im Birgelener Wald von einer Bärin lebensgefährlich verletzt worden, sodaß sein Tod nun unabwendbar schien. Um die Wunden auszuwaschen, suchte sein Jagdgenosse nach Wasser und fand zwischen den Wurzeln einer Eiche eine saubere Quelle. Mit diesem Wasser wusch er die Wunden aus und das Leben des adeligen Herrn wurde gerettet. Zum Dank ließ Herr von Schlickum einige Tage später am Baum über der Quelle ein Marienbild in einem wetterfesten Kasten anbringen. Immer wieder gab es neue Berichte von weiteren Heilungen und Gebetserhörungen sodaß zahllose Menschen seit dieser Zeit den Bildstock am Pützchen aufsuchten.

Nachdem Birgelen und Wassenberg die Zeit der Revolutionskriege 1793/94 glimpflich überstanden hatten, ließ eine vermögende Frau aus Wassenberg 1795 anstelle des alten Bildstocks ein steinernes Bethäuschen errichten. Der Brunnen wurde um 1850 eingefasst und eine Kapelle darüber gebaut. 1910  wurde der in der weiteren Umgebung einmalige Kreuzweg entlang des Weges von Birgelen zum Pützchen errichtet. Der achteckige Hauptraum der Kapelle wurde im Jahre 1933 an die kleine, rechteckige Kapelle aus dem Jahr 1863 angebaut. 1936 wurde der heute noch vorhandene Altar mit dem Gnadenbild im Pützchen aufgestellt.
Eine erste urkundlich belegte Pilgerfahrt zum Pützchen erfolgte im Jahr 1718. Jeweils am ersten Sonntag im Mai findet seit 1928 an der Kapelle der 'Pützchenssonntag' statt. In der Karwoche gehen zahlreiche Pilgergruppen den Kreuzweg zum Birgelener Pützchen.
Von Pfarrer Willi Steinrath (1926 – 2009) initiiert, finden sich jeden Sonntag, Dienstag und Freitag gegen 16.00 Uhr Gläubige zum Rosenkranzgebet am Pützchen ein.

Für den Erhalt des Birgelener Pützchens sorgen zahlreiche Mitglieder des im Jahre 2010 gegründeten „Kapellenverein Birgelener Pützchen e.V.“

friedhofskapelle-birgelen-mai-2012-2

Die Birgelener Friedhofskapelle 

 

Über 1000 Jahre hatte auf dem heutigen Birgelener Friedhof die alte Bergkirche gestanden. Mit der Fertigstellung der Lambertuskirche im Jahre 1827, diente die Bergkirche nicht mehr als Pfarrkirche und war dem Verfall preisgegeben, da die notwendigen Mittel zur Instandhaltung fehlten. 1865 gab es nur noch eine Ruine die 1867 vollständig beseitigt wurde.

1870 erteilte der Kölner Erzbischof dem Freiherrn von Leykam die Erlaubnis, auf dem Birgelener Friedhof eine Familienbegräbnisstätte zu errichten; wenig später wurde mit dem Bau der Kapelle begonnen. Die neugotische, aus Ziegel und verschiedenen Natursteinen erbaute Kapelle ist mit hoher Wahrscheinlichkeit - wie die Elsumer Schlosskapelle von 1876 - ein Entwurf des Architekten Heinrich Wiethase.

Im Jahr 1872 wurde die auf den Fundamenten der alten Bergkirche erbaute Kapelle fertiggestellt. Am 22. September 1873 gestattete das erzbischöfliche Generalvikariat in Köln dem Birgelener Pfarrer Schrammen die Kapelle zu benedizieren und der Pfarrgemeinde für alle Zeiten dort gottesdienstliche Handlungen vorzunehmen. Bis zum Ende der 1920er Jahre wurden in der Gruft unter der Kapelle die Verstorbenen der Familie von Leykam bestattet. Der Zugang zur Gruft ist heute durch den roten Sandsteinfußboden verschlossen.

Die Gemeinde Birgelen übernahm nach dem 2. Weltkrieg die Kapelle als Aufbahrungsstätte und ließ 1970 den Innenraum der Kapelle aufwendig renovieren. Der Ophovener Kunstglaser Peter Thomas fertigte neue blau-weiße und rot-weiße Fenster an, sodaß ein heller und freundlich wirkender Raum entstand, der bis heute einen würdigen Rahmen für Begräbnisfeiern bietet. Der kleine, aus Sandstein gehauene Altar, zeigt den sterbenden heiligen Josef in den Armen Jesu.